Chronik

Schwarzwald-Gasthof Sternen-Post - kleine Chronik

Gasthäuser waren für das dörfliche Leben stets Stätten menschlicher Begegnung. Alte Gasthäuser haben ihre eigene Geschichte und damit einen besonderen Reiz. Sie sind oft eng verbunden mit dem sie umgebenden Gemeinwesen und geprägt von ihren Besitzerfamilien.

Gasthaus SternenDie Geschichte des alten Gasthauses "Sternen" und des neuen Schwarzwald-Gasthofs "Stemen-Post", die zugleich das Wirken der Gründerfamilie Nobs beschreibt, beginnt um etwa 1880. Damals ließ sich der Dittishauser Rupert Nobs vom Unterbränder Zimmerer und Schreiner Hermann Pfaff ein Gasthaus in Fachwerkbauweise an der Gemeindeverbindungstraße nach Bräunlingen errichten. Der kluge Rechner nutzte die unmittelbare Nähe eines Brunnens, an dem die Fuhrleute, die von Bräunlingen nach Neustadt und umgekehrt unterwegs waren, hier immer ihre Zugtiere tränkten. Und er hoffte treffsicher, daß sie sich selbst auch eine kurze Rast in seinem neuen Gasthaus gönnen werden.

Mit seiner Frau Theresia geborene Knöpfle vom Schwärzenbacher Berggasthof "Ahorn" betrieb Rupert Nobs neben der Gastronomie eine Landwirtschaft, sowie eine Obstbaumzucht mit Mosterei. 1906 wurde er als "Förderer der Obstbaumzucht" geehrt. Der Donaueschinger Wirteverein machte ihn nach 25jähriger Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied. Eine Zeitlang war Rupert Nobs auch als Meßner an der Unterbränder St. Anna-Kapelle tätig. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Farrenhalter, war er von 1897-1899 in der Gemeinde als Gemeinderat aktiv. Er veranlaßte in dieser Zeit die Einrichtung einer bisher nicht vorhandenen Telefonverbindung ins Dorf, die er in seinem Hause öffentlich zugänglich machte. Der verdienstvolle Rupert Nobs verstarb 78jährig im Mai 1935.

Der Verstorbene hatte sein Haus wohlbestellt: 1920 hatte er alles seinem Sohn Leopold mit seiner Frau Anna geborene Müller aus Hubertshofen übergeben. Beide gaben dem Unternehmen weiteren Aufschwung. Sie unterstützten die Entwicklung des Bauern- und Handwerkerdorfes zum Feriendorf im Hochschwarzwald. Wie sein Vater übernahm auch Leopold die Meßnerstelle an der Annen-Kapelle, spielte dort viele Jahre das Harmonium und leitete den Kirchenchor. Im Gasthaus unterhielt er seine Gäste mit Akkordionspiel (ohne Noten lesen zu können). Am 1923 neuentstadenen Kirnbergsee richtete er eine "Bootsvermietung an der Brändbachtalsperre" ein. Durch den Anbau eines Saales ermöglichte er die Feier größerer Feste und eröffnete am 28. Mai 1924 mit einer Theateraufführung durch die Theatergesellschaft des Radfahrervereins. Mit der Übernahme der ersten Posthalterstelle in Unterbränd wurde Nobs dem anwachsenden Fremdenverkehr gerecht. Leopold Nobs starb 73 Jahre alt im Jahre 1971.

Seine Nachfolge hatte schon 1954 sein Sohn Ludwig angetreten, kurz nachdem sich dieser mit Gertrud geborene Heizmann aus Vöhrenbach verheiratet hatte. Die über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sternenwirtin war bis zu ihrem Tode im Dezember 1989 sehr um ihre Gäste bemüht. Wie seine Vorväter trat auch Ludwig immer für sein Heimatdorf und den Fremdenverkehr ein. Er war Initiator und Mitbegründer des Unterbränder Verkehrsvereins. Am Kirnbergsee baute er 1958 den Campingplatz mit Strandcafe. Später verkauft er die Anlage, um sich ganz der Gastronomie widmen zu können. Sein Engagement für's Gemeinwohl bestand in mehr als 25jähriger kommunaler Tätigkeit, zunächst als Gemeinderat und seit 1972 als Stadtrat und Ortsvorsteher. 1981 eröffnete er seinen neuen Schwarzwald-Gasthof "Sternen-Post" Im Juli 1990 wird die Poststelle geschlossen.

Seit 1984 führt Sohn Thomas mit seiner Frau Christa geborene Mantel den Schwarzwald-Gasthof. Beide bemühen sich die alte Tradition fortzusetzen und wo möglich zum Nutzen seiner vielen Gäste in zeitgemäßer Form weiter zu entwickeln.
Der alte"Stemen" dient heute der Familie als Wohnhaus.

September 2000, Karl Ott